Im Laufe seiner Arbeit hatte Don
Luigi den Plan gefasst, in Berlin
ein Zufluchts-Haus für Notleidende
zu gründen. Täglich erlebte er die
soziale Not der unmittelbaren
Nachkriegszeit. Besonders schwer
traf es die elternlosen
italienischen Kinder, die Fraccari
in den verschiedenen Heimen
unterbringen musste. Doch nicht nur
für Waisenkinder sollte dieses Haus
eine Zuflucht sein, auch für die
älteren seiner Landsleute, die nicht
in ihre Heimat zurückkehren konnten.
Am 4. Oktober 1946, dem Fest des Hl.
Franziskus, formulierte Don Luigi
erstmals die Grundzüge seiner Idee.
Es heißt in diesem Dokument u. a.:
"1. Aus meinen eigenen Erfahrungen
und denen meiner Amtsvorgänger ist
mir klar, wie notwendig in Berlin
das 'Haus des Seelsorgers' ist, das
gleichzeitig auch das 'Haus des
Italieners' sein muss, der Armen,
der Alten, der chronisch Kranken,
der Waisen, der Obdachlosen...
3. Es sollen die alten Italiener
aufgenommen werden, welche nach
einem in Deutschland verbrachten
Arbeitsleben jetzt ohne Hilfe
dastehen und der Unterstützung
bedürfen...
4. Dann gibt es in Berlin
italienische Kinder, die beinahe
Waisen sind, weil sie nur den Vater
haben, der wenig Zeit hat, sich um
sie zu kümmern, oder nur die Mutter,
die vom längst nach Italien
zurückgekehrten Ehemann verlassen
worden ist; es gibt außerdem Kinder
von Italienern, die bei ledigen
deutschen Müttern zurückgelassen
worden sind..."
Don
Luigi glaubte fest an seine Idee,
die er zu der Zeit allerdings noch
nicht verwirklichen konnte. Er war
aber davon überzeugt, dass er es mit
Gottes Hilfe schaffen würde. In
einer Privataudienz in der
Sommerresidenz in Castel Gandolfo
bei Papst Pius XII., der als
früherer Apostolischer Nuntius in
München und Berlin mit der deutschen
Situation bestens vertraut war,
konnte Don Luigi Anfang
November 1948 seine Idee vortragen.
Er überzeugte den Papst von der
Notwendigkeit und Dringlichkeit
dieses Vorhabens und erhielt von
diesem die Zusage, die Stiftung mit
einem erheblichen Betrag zu
finanzieren.
Wieder zurück in Berlin, stellte
sich heraus, dass man für das von
Don Luigi als 'Haus Nazareth'
geplante Domizil einen anderen Namen
finden musste, da es in Steglitz
bereits ein Haus gleichen Namens
gab. Was lag näher, als dem ersten
Wohltäter der Stiftung, Papst Pius
XII., der mit einergroßherzigen
Spende das Vorhaben Fraccaris
unterstützt hatte, mit der
Namensgebung die tiefempfundene
Dankbarkeit zu zeigen und ihm ein
bleibendes Zeichen der Wertschätzung
zu erweisen.
Am 30. September 1949 anerkannte der
Berliner Senat die 'Stiftung Haus
Pius XII' als "mildtätiges Werk".
Don Luigi hatte sich in der
Zwischenzeit in und um Berlin herum
bereits gründlich nach einem
geeigneten Haus umgesehen. Diese
Suche erwies sich aber als
keineswegs so einfach, wie er es
sich zunächst vorgestellt hatte.
Häuser mit dem von ihm benötigten
großen Zuschnitt von mindestens 20
Zimmern waren kurz nach dem Krieg
einfach nicht zu finden. In
Berlin-Zehlendorf, in der
Sophie-Charlotte Straße fand sich
schließlich ein geeignetes Objekt.
Im November 1949 konnte Don Luigi
die Schlüssel für das Haus Pius XII.
abholen und nach umfangreichen
Umbau- und Renovierungsarbeiten dort
ein erstes Büro einrichten. Obwohl
das Haus noch weitgehend leer war,
lud er im Dezember 1949 alle
italienischen Kinder von Berlin zu
einem ersten Fest ein, weil er
wollte, dass das Haus von Kindern
eingeweiht würde.
Es gelang Don Luigi für die
Betreuung der Bewohner italienische
Ordensschwestern zu gewinnen. Aus
seiner Heimat waren ihm die Sorelle
della Misericordia bekannt, die
Schwestern der Barmherzigkeit.
Gründer der Ordensgemeinschaft war
ein evangelischer pietistischer
Schwabe aus Tübingen, Karl Steeb
(1773-1856), der nach seiner
Konversion zum katholischen Glauben
in Verona zum Priester geweiht
worden war und als Padre Carlo in
der Stadt an der Etsch gewirkt
hatte.
Im Mai 1950 kam es so zu einem
"geistlichen Rücktransfer", wie Don
Luigi nicht ohne Stolz feststellte,
als er vier Ordensschwestern aus dem
Mutterhaus in Berlin willkommen
heißen durfte.
Zwar hatte der Senat von Berlin die
Stiftung anerkannt, das Zehlendorfer
Bezirksamt hatte die geplante
Nutzung des Hauses als Altenheim
noch nicht anerkannt und bewilligt.
Echte Schwierigkeiten gab es aber
nicht, man stand dem Vorhaben
durchaus wohlwollend gegenüber. Nach
ein paar Briefwechseln mit
nachgereichten Informationen, Plänen
und Finanzierungserläuterungen war
die Angelegenheit erledigt und die
behördliche Genehmigung konnte
erteilt werden.
Nachdem es wohnlich eingerichtet
worden war, konnte im Dezember 1950
das Haus, das gleichzeitig Sitz der
Katholischen Italienischen Mission
war, offiziell eingeweiht werden.
Casa Pio XII war Kinder- und
Altenheim in einem. Zwölf elternlose
kleine Italiener lebten als
Dauergäste im Erdgeschoss, im oberen
Stockwerk wohnten 14 ältere Leute.
Es herrschte die freundliche
Atmosphäre einer großen Familie.
In den Ferien konnten bis zu 80
Mädchen und Jungen bis zu 14 Jahren
mehrwöchige Erholungsaufenthalte im
Haus Pius XII. verbringen: sie kamen
aus allen Teilen Berlins, ja sogar
aus der DDR.
Don
Luigi Im Dezember 1959 konnte die
Stiftung um das Nachbarhaus, Sophie
Charlotte Straße 33a, erweitert
werden. Don Luigi nannte das 1936
fertig gestellte Einfamilienhaus
nach dem Nachfolger von Papst Pius,
Papst Johannes XXIII., Haus
Giovanni.
Im Laufe der Jahre hatte sich die
soziologische Struktur der
italienischen Gemeinde stark
verändert. Die mehr als 6000 in
Berlin lebenden Italiener, etwa 300
lebten in Ost-Berlin, bildeten im
Gegensatz zu anderen
Ausländergruppen keine echte Kolonie
mehr. Viele waren in der
Gesellschaft integriert, und waren
in Berlin heimisch geworden.
Gegen Ende des Jahres 1978 wurden
die letzten Bewohner des Hauses, ein
Kind und zwei alte Damen, in anderen
Heimen untergebracht.
Gesundheitliche Probleme machten die
Arbeit für Don Luigi zunehmend
schwer. Zudem wurden die
Ordensschwestern wegen
Personalmangels zum 31. Januar 1979
von ihrer Generaloberin abberufen.
Es musste nun überlegt werden, wie
man das Haus und die Stiftung retten
konnte. Das Bistum Berlin, der
Caritasverband und das
Stiftungskomitee versuchten eine
neue Form zu finden. Unter anderem
wurde die Umwandlung in eine Filiale
der italienischen Gemeinde oder in
ein Kulturzentrum der katholischen
Missionen Deutschlands
vorgeschlagen. Es kam zu keinem
Ergebnis.
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Zur Zeit sind keine Plätze
in unseren Einrichtungen frei
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